Auenlandschaft Chly Rhy - Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung

(ef) Regen begleitete am Samstagmorgen die kleine Schar, welche der Einladung der FDP zum Spaziergang durch die Auen „Chly Rhy“ in Rietheim gefolgt waren. Die interessanten Ausführungen von Stefan Haus, Schutzgebietsaufseher, liessen aber das Wetter vergessen Seine Ausführungen über die Geschichte und Funktion der Aue, die Vielfallt an Pflanzen und Lebewesen und die Herausforderungen zum Erhalt, waren zu interessant.

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Aue von nationaler Bedeutung

Erste Station auf dem 2-stündigen Rundgang war die Aussichtsplattform auf dem Bunker. Stefan Haus wies darauf hin, dass historischer gesehen das heute sichtbare Landschaftsbild einst prägend für das ganze Gebiet gewesen sei. Im vorletzten und letzten Jahrhundert wurde aber der Rhein in ein Flussbett gezwängt und das Land entwässert. Auch der kleine Seitenarm des Rheins, Chly Rhy genannt, wurde zugeschüttet und vom Rhein abgetrennt.  Beinahe wäre das ganze Gebiet in den 1950-er-Jahren durch den Bau eines Flusskraftwerkes zerstört worden. Nach dem Entscheid für Beznau I im Jahr 1964 wurde das Projekt endgültig begraben. Der Interessenkonflikt zwischen einer naturbelassenen Landschaft und der wirtschaftlichen Nutzung wurde aber im Verlauf des Morgens insbesondere von Claudia Hauser und Sebastian Laube immer wieder thematisiert.

Renaturierung 2015

2015 wurde das Gebiet renaturiert, standortfremde Pflanzen entfernt, Weiher und Tümpel ausgehoben und der 1.5 km lange Seitenarm „Chly Rhy“ freigelegt. Das ganze Auengebiet erstreckt sich vom Beginn „Chly Rhy“ über den Mündungsbereich bis hinunter zu den Inseln von Koblenz und ist von nationaler Bedeutung. Von nationaler Bedeutung ist auch das Amphibien-Schutzgebiet. Gleichzeitig hat der Rhein in diesem Gebiet die längste freie Fliessstrecke. Im Detail erläuterte Stefan Haus die Geschichte der Renaturierung. Die Auenlandschaft sei einer stetigen Veränderung unterworfen. Anteil daran habe nicht nur das Hochwasser, sondern auch der Biber, ein, wie Stefan Haus speziell erwähnte, für die Ökologie wichtiger und wertvoller Bewohner. Im Gegensatz zum Siedlungsgebiet mit Infrastruktureinrichtungen oder Landwirtschaft, verursache er im Naturschutzgebiet jedoch keine Schäden.  

Optimaler Lebensraum

Nebst dem Biber haben sich im ganzen Auengebiet zahlreiche, teilweise seltene Pflanzen und Lebewesen angesiedelt. Durch die spezielle Gestaltung mit Trockenstandorten, Feucht- und Sumpfgebieten, Tümpeln, Wasserläufen und anderen Naturelementen wird den verschiedensten Lebewesen und Pflanzen ein optimaler Lebensraum geboten.

Pflege unumgänglich

Das Naturschutzgebiet kann nicht sich selbst überlassen werden, sondern braucht, will man die Pflanzen- und Tiervielfallt erhalten, auch Pflege. Im Auengebiet wird diese Arbeit von Menschen ausgeführt. Unterstützung erhalten sie von Wasserbüffeln. Sie kommen insbesondere dort zum Einsatz, wo eine maschinelle Bearbeitung nicht möglich ist, besonders im Uferbereich von Flachgewässern.   

Neophyten und Abfall

Als grosse Heraufforderungen sind die invasiven Neophyten. Sie machen nicht Halt vor dem Naturschutzgebiet. Durch die hohe Reproduktionsrate und die Anpassungsfähigkeit breiten sie sich stark aus und verdrängen die einheimischen Pflanzen. Auch für Insekten und Vögel sind sie wertlos. Probleme machen aber auch Menschen, welche sich nicht an die Regeln halten. Dazu gehören Hundebesitzer, die ihre Hunde freilaufen lassen und damit Fährten setzen, die bei Wildtieren zu Stress, ja sogar bis zum Tod führen, aber auch Hobbyfotografen, Pilzler und andere Sammler, welche die Wege verlassen. Schade auch, dass es Leute gebe, welche ihren Abfall einfach liegen lassen. Nicht nur Verpackungen von Lebensmitteln oder Getränken, sondern auch von Geräten, ja sogar ganze Einweggrill, wusste Stefan Haus zu berichten.