Bericht vom Anlass im Gartencenter Lengnau, 12. September - Schöner Wohnen mit Pflanzen

 PFLANZEN UND FUSION, ZWEI THEMEN MIT EMOTIONEN

(ef) Es ist Mittwochabend in Lengnau, kurz vor Ladenschluss. Die letzten Kunden verlassen das Gartencenter. Trotzdem betreten immer mehr Leute das Geschäft. Sie alle folgen der Einladung zu dem von der FDP-Bezirkspartei organisierten Anlass „Schöner Wohnen mit Pflanzen“. Mitten im Verkaufslokal, umgeben von verschiedensten Pflanzen sind Stühle wie in einem OpenAir-Kino aufgestellt. Claudia Hauser begrüsst die Anwesenden und übergibt das Wort dem Geschäftsinhaber Paul Hediger. Es erfolgt eine Aufteilung in zwei Gruppen. Die eine geht mit Vreni Gmür, eine Frau mit einem Flair für schönes Wohnen, zu einem im Stil eines Wohnzimmers aufgebauten Ecke. Die zweite Gruppe begibt sich mit Linda Siegrist, Leitung Floristik & Europäisch diplomierte Meisterfloristin zu einem Ort mit für den Wohnbereich geeigneten Pflanzen.

Gemütliches Wohnzimmer

Das Vreni Gmür ein Flair für schönes Wohnen hat, zeigte sich an der mit verschiedenen Pflanzen liebevoll aufgebauten Wohnecke. Hier spricht sie über Optik und Schönheit der Pflanzen. Was es brauche sei einzig Kenntnisse über das, was Pflanze an ihrem Standort möge oder eben nicht möge, wie beispielsweise Durchzug, Licht oder Wärme. Pflanzen sind ein Thema mit Emotionen, eine lebendige Sache, welche auch Liebe und Pflege braucht. Um an den Pflanzen Freude zu haben, müssen sie einem ansprechen, sagte die Fachfrau. Wichtig sei aber auch der Topf. Mit ihm werden im Wohnraum Akzente gesetzt. Da beim Kauf die Pflanze meist in einem zu kleinen Topf steckt, empfiehlt sie, immer gleich auch einen grösseren Topf zu kaufen und die Pflanze umzutopfen. Zum Thema Wasser bemerkte sie, Pflanzen gehen in der Regel nicht kaputt wegen zu wenig, sondern eher wegen zu viel Wasser.

Pflegeleicht Männerpflanze

Am zweiten Platz zeigte Linda Siegrist einige für das Wohnzimmer geeignete Pflanzen, gab Tipps zur Verwendung, Wirkung und Pflege. Verschiedenen Pflanzen hätten eine luftreinigende oder auch luftbefeuchtende Wirkung. Speziell verwies sie auch auf Orchideen sowie ihre Pflege. An einem separaten Tisch standen einige sogenannte „Männerpflanzen“. Ihre Eigenheit: Sie sind in Bezug auf Pflege besonders anspruchslos. Präsentiert wurde auch ein neuartiges Pflanzensubstrat. Dieses löst die Hydrokultur ab. Dazu gibt es einen neuartiger Feuchteanzeiger, welcher auch bei Pflanzen in normaler Erde verwendet werden kann. Für ungeübte macht er das Giessen sicherer. Die anwesenden Männer waren von Neuigkeit begeistert.

Gespräch über Pflanzen und Fusion

Auf den ersten Blick haben die beiden Themen wenig Gemeinsames. Im Verlauf des von Nationalratskandidatin Claudia Hauser, Döttingen, geleiteten Feierabendgespräch mit Paul Hediger, Inhaber des Gartencenters und Martin Hitz, einem erfahrenen Fachmann in Sachen Gemeindefusion, zeigten sich aber doch einige Parallelen. Bei Pflanzen, wie auch bei Gemeindefusionen geht es um Emotionen. Beim Umtopfen von Pflanzen dürften die Wurzel auf keinen Fall Schaden nehmen.  

Betrieb erhalten

Im Verlauf des Feierabendgesprächs kamen Themen wie das Neubauprojekt, der Fachkräftemangel, die zunehmende Bürokratie oder die zukünftigen Herausforderungen an das Unternehmen, zur Sprache. Paul Hediger ging kurz auf die Geschichte des Gartencenters ein. Der Grundstein wurde 1954 von Susanne und Ernst Bucher gelegt. 1965 wurde das Gartencenter, eines der ersten in der Schweiz, eröffnet. Für Paul Hediger, er hat den Betrieb 1994 übernommen, geht es um den Erhalt des Betriebes. Heute werden 15 Mitarbeitende und 3 Lehrlinge beschäftigt.

Eltern wollen zu viel

Das A und O als Massnahme gegen den Fachkräftemangel nennt Hediger die Lehrlingsausbildung. Allerdings sei es immer schwieriger, Lehrlinge zu finden. Vor Jahren waren es im Aargau noch 50 – 60 Floristinnen pro Jahr, heute wären es gerade mal noch 12. Viele würden nach der Lehre den Beruf verlassen. Es gelte für die Unternehmungen, attraktive Bedingungen zu schaffen. Diskutiert wurde, wie weit die Schule Schuld am mangelnden Interesse der Jugendlichen für handwerkliche Berufe trägt. Nicht die Schule, sondern bei den Eltern fördern ihre Kinder zu wenig für handwerkliche Berufe. Eltern wollen zu viel. In dieselbe Richtung gehen auch die Erfahrungen von Paul Hediger mit Bewerbenden für welche es aufgrund einer schulischen Schwäche lediglich zu einer Berufslehre mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) reicht.

Darüber sprechen, solange es noch gut läuft

Die Fusion sei ein langsamer Prozess. Es dürfe auch nicht um jeden Preis fusioniert werden. Emotionen gehörten zum Prozess und müssten Platz haben. Der Trend werde sich fortsetzen. Die Ansprüche der Gesellschaft würden immer grösser. Verlangt würden eine immer stärkere Professionalisierung und Digitalisierung. Wichtig sei, über das Thema zu sprechen, solange es in der Gemeinde noch gut läuft. Eine Gemeinde brauche für eine gute Verwaltung eine gewisse Grösse. Damit werde sie auch als Arbeitgeber attraktiver, sagt Martin Hitz. In der engagierten Diskussion wurden Fragen wie Verlust an Demokratie, Arbeitsbelastung im Milizsystem, politische Wirkung einer grösseren Gemeinde, Spareffekt und einiges mehr angesprochen. Nicht ganz unerwartet kam auch das Thema Verkehr im Unteren Aaretal aufs Tapet. Für Martin Hitz ist dies allerdings nicht eine Frage der Grösse der Gemeinde, sondern eine Frage der Zusammenarbeit unter den Gemeinden.

Hinweis auf nächsten Anlass

Bevor es nach den interessanten Ausführungen rund ums Wohnen mit Pflanzen und der engagierten Diskussion im Verlauf des Feierabendgespräches zum verdienten Apéro überging, dankte Claudia Hauser den Referenten, überreichte ihnen ein Präsent und machte noch auf die kommenden Veranstaltungen aufmerksam. Besonders hervorgehoben wurde der Wirtschaftsanlass im Schloss Klingnau, vom 26. September. Diskutiert wird an diesem Abend über die BVG-Revision. Auf dem Podium ist unter anderem Christine Egerszegi, ehemalige Ständerätin und derzeitige Präsidentin der Eidg. BVG-Kommission.