Nach einigen Erläuterungen zur Stadtgeschichte ging es über die steile Treppe hoch in den obersten Stock zur ehemaligen Wohnung des Turmwächters, die heute auch als Trauzimmer dient. Von hier aus bot sich, trotz des Regens, ein prächtiger Ausblick in alle vier Himmelsrichtungen. Beim Blick ins Dachgewölbe haben sowohl der Fachwerkbau des Dachstuhls wie auch der noch erhaltene Antrieb des einstigen Warenliftes, eine Art Hamsterrad, in welchem 2 Männer das Seil antrieben, Eindruck fasziniert.
500 ruhige Jahre
Die Stadt wurde um 1255 von Rudolf von Kaiserstuhl gegründet. Die einstige Herrschaft umfasste nicht nur den Ort Kaiserstuhl, sondern auch das Gebiet von Hohentengen. Zur Namensgebung wusste die Stadtführerin über drei verschiedene Varianten zu berichten. Der Stadtgründer hatte aber keine männlichen Nachkommen. So kam der Ort durch Heirat in den Besitz der Regensberger. Zwei Besitztümer waren ihnen aber zu viel und verkauften Kaiserstuhl an das Bistum Konstanz. Es folgten 500 ruhige Jahre, in denen der Bischof von Konstanz mit einem Vogt vor Ort und den Ratsherren regierte. Die Einnahmen aus dem Brückenzoll und dem Weinbau verhalfen unter anderem der Stadt zu Reichtum. 1798 legte Napoleon die Grenzen neu fest und trennte Hohentengen von Kaiserstuhl. Das Städtchen verfiel in einen Dornröschenschlaf. Erst nach dem 2. Weltkrieg erkannte der Kanton Aargau den Wert des Ortes. Kaiserstuhl steht heute unter Denkmalschutz.
Geschichte und Geschichten
Das Städtchen mit seiner Form eines spitzwinkligen Dreiecks, ist in der Gesamtheit als Stadt des Mittelalters erhalten geblieben. Auf dem Rundgang machte die Stadtführerin immer wieder auf die besondere Bauweise der Häuser aufmerksam. Oben die Wohnung, in welcher Familien mit 10 Kindern, inklusive Grosseltern und allenfalls weiteren Mitglieder lebten, unten das Geschäft, ein Handwerkerbetrieb oder ein Laden. War das Geschäft offen, war der Fensterladen offen, war er zu, war der Fensterladen zu. Amüsante Geschichten erzählte Claudia Meierhofer aber auch über die frühere Nutzung der Häuser an der unteren Kirchgasse und damit zusammenhängend die Besonderheit mit dem „Pfarrhofgässli“. Diese direkte Verbindung vom Pfarrhaus zur Kirche, ermöglichte dem Pfarrer, ohne Umweg über die untere Kirchgasse, den Arbeitsort zu erreichen. Eindrücklich war auch der Blick in die Stadtkirche Sankt Katharina, sowie ins Amtshaus. An jedem Ort ergänzte die engagierte Stadtführerin die Geschichte auch mit zum Schmunzeln anregenden Geschichten.
Darf kein Ballenberg werden
Nach knapp 2 Stunden endete die interessante und kurzweilige Führung wieder unten im Turm. Hier waren alle zu einem von der Bezirkspartei offerierten Apéro eingeladen. Claudia Hauser verwies auf die weiteren Anlässe der Reihe „unterwegs im Zurzibiet“ und speziell auf den Wirtschaftsanlass zum Thema Volksschule, vom Donnerstag, 19. September im Schloss Klingnau. Zur Sprache kam auch die Totalrevision des Rheinuferschutzdekretes, ein Vorhaben, das die Entwicklung von Kaiserstuhl erhebliche einschränken würde. Wir wollen kein Ballenberg werden, sagte Stadtführerin Claudia Meierhofer. Im Verlauf des Abends nutze sie zudem die Gelegenheit für Werbung die Sonderausstellung in Turm, das bevorstehende Theater auf der Kaiserbühne sowie für das für Hauses „Spitel“, welches öffentlich genutzt werden kann. Abschliessend sage die Stadtführerin: „Kaiserstuhl ist so schön, da müssen sie unbedingt an einem schönen Tag nochmals kommen“.