Führung Festung Reuenthal - Beeindruckt von der Dimension

(ef) Der zweite Anlass der Reihe „Unterwegs im Zurzibiet“ führte am Freitagabend nach Reuenthal ins Festungsmuseum. Auf dem Parkplatz des Museums durfte Claudia Hauser eine grössere Anzahl Personen begrüssen, unter ihnen auch Grossratskandidat Markus Meyer und als speziellen Gast, Grossrat Adrian Schoop.

Am Eingang zu Festung wurden die Interessierten von Thomas Hug, Präsident der Militär- und Festungsmuseums Full-Reuenthal begrüsst. Nach dem Marsch durch einen langen Tunnel erreichte die Gruppe die „Barbara-Stube“, im Aktivdienst Aufenthaltsraum der Festungsmannschaft. Nach der Vorstellung der beiden Gruppenführer Urs Bucher und Urs Ernst begann die eigentliche Führung.

Sonderausstellung Angriffsplanung

Gegenwärtig zeigt das Museum eine Sonderausstellung zur Angriffsplanung der Deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg. Die einst geheimen Dokumente beinhalten Karten im Massstab 1: 25‘000 aus dem Jahr 1942, Karten, die es in der Schweiz zu dieser Zeit noch gar nicht gab. Die Unterlagen beinhalten detaillierte Einträge für den Einmarsch. Beeindruckt zeigten sich die Anwesenden vom Detailierungsgrad. Erfasst sind praktisch alle Bunker und Befestigungsanlagen der Schweizer Armee, Moblilmachungsplätze, Brücken mit Angaben zur Breite und Tragfähigkeit und noch vieles mehr. Dass die Angriffspläne nicht umgesetzt wurden, sei dem Verlauf Krieges gegen England und dem Russlandfeldzug zu verdanken, ist Urs Bucher überzeigt.

Informationen zu Eugen Bircher

Eugen Bircher gilt als Initiator der Festung Reuenthal. Er war Arzt, Offizier, Militärschriftsteller und Politiker. Im ersten Weltkrieg war er als Arzt in Bulgarien im Einsatz. 1933 erkannte er die Gefahr und setzte sich aktiv für die militärische Befestigung der Nordgrenze ein.

Für viele heute undenkbar

Nach dem Besuch der Sonderausstellung folgte die Führung durch die Festung. Diese wurde vom Frühjahr 1937 bis April 1939 erbaut. Die Anlage bot 90 Wehrmännern Platz und war mit zwei 7,5 cm Kanonen als Hauptbewaffnung ausgerüstet. Die Wehrmänner hatten den Auftrag, eine allfällige Rheinüberquerung der Deutscher Wehrmacht im Bereich unterhalb des Stauwehrs Albbruck-Dogern zu verhindern. Auf dem Rundgang erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in verschiedenste Räume wie Küche, Waschraum, Schlafräume, Maschinenraum, Munitionsraum und noch einige mehr. Nicht fehlen durfte ein Aufstieg über mehrere Stockwerke in einen der beiden Geschützräume. Im Detail wurde die Aufbereitung der Munition und die Handhabung am Geschütz und die Zielfindung erläuterten. Die Weitläufigkeit und die Einfachheit der Ausrüstung lassen erahnen, welche Entbehrungen die Soldaten damals zu ertragen hatten, für viele heute völlig undenkbar. Unterhalten und für Besucher zugänglich gemacht wird die Anlage von einer Gruppe Freiwilliger. Die Teilnehmenden zeigten sich beeindruckt von den Dimensionen der Anlage und dem Umfang des gezeigten Materials. Bei vielen wurde jedenfalls die Lust nach mehr geweckt.

Eine Festung der Freiheit

Nach der rund eineinhalb stündigen Führung trafen sich alle wieder in der Barbarastube. Claudia Hauser dankte den beiden Besucherführern für den interessanten Rundgang und die vielen Informationen. Bei einem kurzen Gespräch mit Großratskollege Adrian Schoop über Aktualitäten aus dem Grossen Rat wurden die Anwesenden in die Gegenwart zurückgeführt. Adrian Schoop zog eine parallele zur FDP. Die FDP ist für den engagierten Politiker eine Festung der Freiheit. Die Freiheit gelte es zu verteidigen. In Gefahr sei sie durch immer mehr Reglementierung, Bürokratie und eine ausufernde Anspruchshaltung. Dass es dem Grossen Rat, trotz scheinbar bürgerlicher Mehrheit, nicht gelinge, dieser Tendenz Einhalt zu gebieten, ortet er im Umstand, dass die Mitte sich immer häufiger den Linken anschliesst. Auch die GLP sei kein verlässlicher Partner. Schoop verdeutlichte seine Aussage mit einigen Beispielen aus der jüngsten Vergangenheit. Dazu gehören:  Erhöhung des Kindergeldes über den Antrag der Regierung, Auszahlung des Geldes an Asylbewerber einer Kreditkarte statt in Bar oder Anpassung des Eigenmietwertes statt lediglich auf 60, auf 62 Prozent. All diese Anliegen hätten aus bürgerlicher Sicht vermieden werden müssen. Aus dem Publikum wurden die beiden auch zu ihrer Haltung betreffend Abschaffung des Eigenmietwertes gefragt. Beide plädieren für die Abschaffung. Das Geschäft sei allerdings komplex und die Auswirkungen gelte es sorgfältig abzuklären.