Franz Nebel, geboren 1947, ist am 6. Dezember für immer von uns gegangen. Sein stiller Weggang entspricht seinem Wesen. Er war ein ruhiger und unermüdlicher Schaffer, der keine grossen Worte machte. 1977 kam Franz Nebel von Zürich nach Zurzach. Franz Nebel hat sich nicht nur durch seine Berufstätigkeit ausgezeichnet, sondern sich auch mit viel Engagement und Interesse für die lokalen Belange eingesetzt.
Seit 1980 war er im Vorstand der FDP Zurzach. Mit viel Herzblut bekleidete er die Ämter als Orts- und später als Bezirksparteipräsident. 1997 wurde Franz Nebel zum Gemeindeammann des Fleckens Bad Zurzach gewählt. Dieses Amt hatte er über 14 Jahre bis Ende 2011 inne. Am 4. Januar 1998, anlässlich des traditionellen Neujahrsapéros, machte Franz den Stimmbürgern unmissverständlich klar, wo er politisch steht. Zitat: "Wir alle müssen uns neu orientieren – nicht nur, aber vor allem in der Wirtschaft und im Beruf." Es ist Zeit für einen Aufbruch. Und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben. Nach einer langen Phase des Aufschwungs, des Wohlstands und der Hochkonjunktur ist es nun an der Zeit, Bilanz zu ziehen, sich neu zu orientieren, Strukturen zu verändern und neue Wege zu gehen. "Wir werden den Veränderungen heute wieder den Meister zeigen." Zusammen mit seinem Gemeinderatsteam führte er die begonnenen Arbeiten mit Nachdruck weiter. Die weiteren Planungen und Realisierungen von Schulraum sowie das Vorantreiben des Grossprojekts Ostumfahrung und das dazugehörende Fleckenkonzept waren dabei die vordringlichen Aufgaben.
Stürmischer Einstieg ins Amt
Schon im zweiten Amtsjahr musste Nebel akzeptieren, dass sich im politischen Alltag nicht alles vorausplanen lässt. Lothar, das Orkantief, das sich am 26. Dezember 1999 über der Biskaya entwickelt hatte, zog mit aller Wucht auch über das Zurzibiet hinweg und verursachte die grössten Sturmschäden der jüngeren europäischen Geschichte. Eine Katastrophe die der Politischen- und Ortsbürgergemeinde eine grosse Arbeit bescherte.
Schulhausplanung Langwies
Die Fortsetzung der Schulhausplanung vom Standortentscheid bis hin zum Projekt war für den Gemeinderat eine Aufgabe, die er während der gesamten Zeit, in der Franz Nebel im Amt war, mit voller Kraft vorangetrieben hat. Im November 2019 wurde das Schulhaus mit Kindergarten Langwies, sieben Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem politischen Amt, feierlich eingeweiht. Das Gebäude ist das äussere Zeichen von Franz Nebel für sein Wirken.
Ostumfahrung
Im Jahr 1989 wurde der fast 1,3 Kilometer lange Nordumfahrungstunnel in Zurzach nach 25 Jahren Planungs- und Projektierungszeit dem Verkehr übergeben. Franz Keller Selig, Gemeindeammann von 1973 bis 1989 hat sich seinerzeit erfolgreich für die Realisierung eingesetzt. Es war damals schon klar, dass der Flecken nur weiter vom Verkehr entlastet werden kann, wenn es auch eine Ostumfahrung gibt. Direkt im Anschluss an die Fertigstellung der Nordumfahrung begann die Planung der Ostumfahrung. Die entsprechenden Zonenplanungen mussten angepasst, Linienführungen besprochen, Landkäufe getätigt und das Fleckenkonzept ausgearbeitet werden. Dies alles erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau. Am 3. Juni 2023 wurde das Grossprojekt, das am Ende rund 85 Mio. kostete, eingeweiht. Die wichtigsten Weichen zur Realisierung der Umfahrung fielen in die Amtszeit von Franz Nebel als Gemeindeammann und Grossrat.
Aus Zurzach wurde Bad Zurzach
Im August 2006 wurde der Name des Bäderkurorts Zurzach im zweiten Anlauf offiziell von Zurzach in Bad Zurzach geändert. Die aargauische Regierung hat diesem Namenswechsel selbstverständlich zugestimmt.
Grossrat des Kantons Aargau
Von 2005 bis 2015 vertrat Franz Nebel die Gemeinde und insbesondere die Anliegen des Zurzibiets als Grossrat, für die FDP-Fraktion, im Kanton Aargau. Er war eine wichtige Stimme im Kantonsparlament, insbesondere für die Realisierung der Ostumfahrung. Als Mann aus der Wirtschaft setzte sich Nebel mit Nachdruck für Finanzthemen und die Wirtschaft ein. Nebel hat per Ende 2015 seinen Rücktritt eingereicht, da ihn gesundheitliche Gründe dazu zwangen.
Diverse wichtige Gremien
Nebel war als Gemeindeammann und Grossrat in zahlreichen Gremien vertreten, darunter ZurzibietRegio, der Gemeindeverband der Region, der einen umfassenden Auftrag hat, zum Beispiel die Entwicklung des ländlichen Raums. Zudem hat er eine wichtige Scharnierfunktion zwischen den Gemeinden im Zurzibiet und dem Kanton Aargau inne.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Hochrhein war Franz ein echtes Herzensanliegen. Für ihn ging es dabei nicht nur um Planungsaufgaben, sondern auch um die Pflege der Freundschaft über den Rhein hinaus.
Als Gemeindeammann im Bezirkshauptort war Franz Nebel automatisch Mitglied der kantonalen Gemeindeammännerkonferenz.
Franz Nebel persönlich
Franz Nebel war sowohl im Sport als auch im Militär aktiv. Dies beweist seine Vielseitigkeit und sein Engagement in verschiedenen Lebensbereichen. Anfänglich spielte er Handball und war Handballschiedsrichter. Später spielte er zusammen mit seiner Gattin Verena Golf. Solange seine Gesundheit es zuliess, war er ein geschätztes Aktivmitglied der Senioren-Allround-Riege SAR. Auch die Treffen der Kiwanis Club Zurzach Mitglieder waren ein fester Bestandteil seiner Agenda. Er gehörte 1979 zu den Gründungsmitgliedern des Kiwanis Club Zurzach. Im Militär bekleidete er am Ende seiner Laufbahn den Rang eines Hauptmanns.
Franz Nebel hat das Fleckenbild geprägt. Der Mann mit seiner weissen Haarpracht und dem gepflegten Schnäuzer, in geschäftlicher Kleidung und passender Krawatte, wirkte freundlich und einladend. Sein sympathisches Lächeln unterstrich seine zuvorkommende Art. Das alles wird uns in Zurzach in Zukunft fehlen.
Marcel Iseli, Bad Zurzach
ehemaliger Gemeindeammann & Grossrat